Zu einer gemeinsamen Videokonferenz begrüßte Frank Werner, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises zahlreiche CDU-Kreisrätinnen und Kreisräte sowie als Gesprächspartner von der Suchtberatung Weinheim e.V. den Vorsitzenden Martin Wetzel, den zweiten Vorsitzenden Wolfgang Lange, den Geschäftsführer und Leiter der Beratungsstelle Paul Jöst und dankte Inge Oberle, der CDU-Sprecherin im Sozialausschuss herzlich für die Organisation des Termins.
Martin Wetzel freute sich, dass man sich dank des gewählten Formats als Videokonferenz trotz der Rekordinzidenzen nach zwei Jahren wieder einmal ohne Masken sehen könne und stellte die Beratungsstelle seines Vereins kurz vor: Diese wurde im Jahre 1979 gegründet und hat bis Ende 2020 mehr als 4.460 Menschen im Altersspektrum von 11-83 Jahre betreut. Wichtig ist den vier hauptamtlichen Mitarbeitern sich um eine angemessene Beratung und Behandlung der Betroffenen und der Angehörigen zu kümmern. Das Einbeziehen der Angehörigen ist dabei ein wichtiger Baustein, denn die Sucht ist kein rein persönliches Problem, sondern betrifft die ganze Familie. In den Räumlichkeiten finden ambulante Beratung statt, die Patienten werden in Einrichtungen und Kliniken vermittelt und die Beratungsstelle kümmert sich um die Nachsorge, bis hin zur Jobsuche.
„Häufig führt der Übergang zu Rente und Pension dazu, dass die Tagesstruktur verrutscht und plötzlich sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Orientierung fehlt und ein schleichender Prozess hin zum Alkohol führt: Aus Genuss wird Gewohnheit, daraus Abhängigkeit und schließlich Sucht. Was uns sehr freut, ist dass die Frauenselbsthilfe seit ihrer Wiedergründung hohe Besucherzahlen hat, denn die Motivation zum Besuch einer Selbsthilfegruppe ist eine unserer zentralen Aufgaben. Betreute, die sich einer solchen Gruppe anschließen, haben eine größere Chance ihre Trockenheit zu bewahren. Betreute, die sich zu einer stationären Therapie entschließen, werden schon vor der Therapie auf die Notwendigkeit des Besuches einer Selbsthilfegruppe hingewiesen“, erläuterte Paul Jöst.
Aber nicht nur Alkohol steht im Fokus, sondern beispielsweise auch die Erstauffälligkeit beim Cannabis-Konsum. In diesem Zusammenhang erfolgt eine sehr individuelle Arbeit mit den 40-60 teilnehmenden Jugendlichen pro Jahr. Auf Nachfrage eines Kreisrates zeigten sich die Vertreter der Suchthilfe gegenüber der im Koalitionsvertrag vorgesehenen Cannabis-Legalisierung nachdenklich: „Auf keinen Fall für Menschen unter 21 Jahren – wegen der Gefahr für die Gehirnentwicklung. Generell hat die Prävention höchste Bedeutung für uns. Erwachsene sind Vorbilder, wenn sie durch Beständigkeit überzeugen. Wir sehen die Suchtberatung als Ort der Lebensorientierung. Es geht um Resilienz und Selbstwirksamkeit. Man muss Verantwortung für sein Leben übernehmen und darf sich nicht ständig wegballern“, so Jöst.
Ein wichtiges Anliegen des Vereins ist die Verstetigung seines Personals. Von den aktuell vier Hauptamtlichen arbeiten zwei auf einer vollen und zwei auf einer halben Stelle, also auf drei Planstellen. Wolfgang Lange zeichnet die Personalentwicklung nach: „Im Jahr 2013 haben wir mit zwei Planstellen 395 Menschen pro Jahr unterstützt, inzwischen sind es 653 Menschen pro Jahr, was mit zwei Planstellen längst nicht mehr möglich ist. Wir sind sehr dankbar, dass sich die Hector-Stiftung bereit erklärt hat, befristet eine dritte Vollzeitstelle zu finanzieren. Wichtig ist nun allerdings die Verstetigung dieser dringend benötigten dritten Stelle durch eine dauerhafte Erhöhung der Kreisförderung, weswegen wir im Verbund mit anderen Beratungsstellen einen entsprechenden Antrag gestellt habe, denn im Rahmen der Daseinsvorsorge ist Suchtberatung keine Privatsache, sondern öffentliche Aufgabe.“
Nach einer spannenden Diskussion, in der anhand zahlreicher Beispiele der Mediensucht (Handy, Internet, Computerspiele) zum einen deutlich wurde, welch überragende Bedeutung ein entsprechendes Beratungs- und Präventionsangebot bereits in der Kindheit hat, zum anderen aber auch, wie wichtig das Vereinsleben und Sport für Kinder und Jugendliche ist, um diese zu starken Persönlichkeiten zu machen, waren sich alle CDU-Kreisräte einig: „Nach zwei Jahren Pandemie mit all ihren psychosozialen Folgen hat die Bedeutung der Suchtberatung nochmals drastisch zugenommen, weswegen für uns eine dauerhafte und verlässliche Personalausstattung nicht nur im Sinne der Betroffenen, sondern auch im Sinne der Mitarbeiter, die eine ganz wichtige Arbeit machen, hohe Priorität hat. Schließlich lebt erfolgreiche Suchtberatung von Kontinuität und Ansprechbarkeit sowie von Beständigkeit und Planungssicherheit.“

Kontaktperson

Michael Till

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