Das Schulsystem in Baden-Württemberg wird derzeit neu geordnet. Deshalb hat die CDU - Kreistagsfraktion Rhein-Neckar die Leiter der beruflichen Schulen des Rhein-Neckar-Kreises zu einem Gespräch über künftige Entwicklungen eingeladen.

Die beruflichen Schulen des Kreises verfügen über ein mannigfaches Angebot (Berufsschule, Berufliches Gymnasium, Berufskolleg, Berufsfachschule, Berufsoberschule und Fachschule) für über 10.000 Schülerinnen und Schüler. Die Bedeutung dieser Schulen zeigt sich darin, dass rund 70 % aller Schülerinnen und Schüler eine der beruflichen Schulen durchlaufen werden.

Fraktionsvorsitzender Bruno Sauerzapf war sehr erfreut, dass alle Leiterinnen und Leiter der Schulen anwesend waren. Er dankte ihnen für das bisher gezeigte Engagement und wies darauf hin, dass es bei der heutigen Besprechung nicht um Kritik, sondern um konstruktive Vorschläge über die Weiterentwicklung der beruflichen Schulen gehe. Leider muss jedoch festgestellt werden, dass die beruflichen Schulen im Landtag keine Lobby haben.

Oberstudiendirektor Reinhard Müller, Geschäftsführender Schulleiter, stellte ein Positionspapier über die veränderten Rahmenbedingungen für die beruflichen Schulen in Baden-Württemberg vor. Neben der demografischen Entwicklung ist auch die derzeitige Schulpolitik der Landesregierung zu berücksichtigen, bei der die Gemeinschaftsschule präferiert wird. Durch die Einführung dieser Schulart werden die Werkrealschule/Hauptschule und die 2jährige Berufsfachschule ausgetrocknet. Diese Schüler werden von der Gemeinschaftsschule aufgesogen. Die in der Gemeinschaftsschule propagierte Oberstufe ist bereits in den beruflichen Schulen durch das Berufskolleg und das 3- bzw. 6-jährige berufliche Gymnasium vorhanden. Sowohl die Fachhochschulreife (Fachabitur) als auch das Abitur mit der Allgemeinen Hochschulreife werden vergeben. Mittlerweile vergeben die beruflichen Schulen mehr als 50 % der Zugangsberechtigungen zu den Universitäten und zu den Fachhochschulen. Deshalb könnten die beruflichen Gymnasien und die Berufskollegs als Oberstufe für neue Schulformen genutzt werden. Doppelstrukturen kosten viel Geld und können vermieden werden.

Landtagsabgeordneter Karl Klein erklärte sich bereit, das vorgelegte sehr gute Positionspapier in die CDU - Landtagsfraktion einzubringen. Die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen dürfe nicht zu Lasten anderer Schularten gehen, insbesondere auch im Hinblick auf die Zuweisung von Lehrerstellen. Das Projekt Gemeinschaftsschule wurde ohne große Vorbereitung und Abstimmung geboren - ohne dass ein Bildungsplan besteht oder entsprechend ausgebildete Lehrer zur Verfügung stehen. Voraussetzung ist eine regionale Schulentwicklungsplanung aller Schularten, die jetzt erst in der Diskussion ist. Außerdem müssten die Gemeinden, die eine solche Schule einrichten, derzeit die vollen Investitionskosten übernehmen, denn die Schulbaurichtlinien wurden nicht geändert. Auch in einer Gemeinschaftsschule werden differenzierte Abschlüsse (Hauptschulabschluss, Mittlere Reife, Abitur) notwendig werden. Man sollte Bewährtes erhalten und Neues gestalten.

Bernhard Haffner vom Schulamt des Rhein-Neckar-Kreises stellte fest, dass die Schülerzahlen der Kreisschulen auf einem hohen Niveau bleiben. Er stellte kurz die räumliche Situation in den Schulen vor, die im Allgemeinen entspannt sei. Jedoch gebe es erhebliche Raumprobleme in Weinheim. Hier müsse eine Lösung erfolgen, über die in Kürze der Schul- und Kulturausschuss entscheiden müsse.

Den Ausführungen schloss eine sehr rege Diskussion an. Einig war man sich darin, dass das vorgelegte Positionspapier eine ausgezeichnete Grundlage für die Fortentwicklung der beruflichen Schulen darstellt. Die CDU - Kreisrätinnen und -Kreisräte äußerten sich skeptisch über die Art und Weise wie die Gemeinschaftsschule eingeführt wurde.

Fraktionsvorsitzender Bruno Sauerzapf sagte zu, dass das Positionspapier dem neuen Kulturminister, den Fraktionsvorsitzenden der Landtagsfraktionen, den Landtagsabgeordneten im Rhein-Neckar-Kreis zur Verfügung gestellt wird. Außerdem wird die CDU-Fraktion den Antrag stellen, dass dieses Papier im zuständigen Schul- und Kulturausschuss diskutiert und dazu der geschäftsführende Schulleiter eingeladen wird.

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